Aldo Mazza im Gespräch mit Martin Klotzner

Mit welchen Gefühlen war deine Rückkehr zum F.C. Obermais verbunden und welche Bilanz ziehst du heute?

Sehr starke Gefühle, auch ein bisschen Unsicherheit, die sich aber sofort gelegt hat. Nach ein paar Tagen Arbeit, ist es mir so vorgekommen, als wäre ich nie weg gewesen. Ich war über die Weiterentwicklung des Vereins und der Organisation der ersten Mannschaft positiv überrascht. Michi Tschenett und Christian Rainer, meine ehemaligen Spieler, setzen sich voll für die Sache ein.

Durch die Winterpause wird die Arbeit mit der Mannschaft unterbrochen, wie kann man diese Unterbrechung nutzen?

Ich bin der Meinung, dass die Unterbrechung für den Amateurfußball positiv ist. Wir brauchen alle eine Pause, wir müssen uns von der Anstrengung erholen, Abstand nehmen. Der Abstand ist ziemlich lang und jetzt können wir es kaum mehr erwarten, dass es wieder anfängt. Aber, wie gesagt, die Pause finde ich positiv.

Wie waren diese Sonntage ohne Fußballspiele?

Es ist nicht so, dass man nicht weiß was tun wenn man am Sonntag kein Fußballspiel hat, aber es ist sicher sehr ungewohnt, es fehlt etwas….

Wie die Lage heuer ist, bist du geradezu zum Gewinnen verdammt, wie schwer ist es für dich damit umzugehen?

Ich höre das öfters, aber mich beschäftigt das nicht so sehr, oder besser gesagt, ich sollte mich nicht so viel damit beschäftigen. Ich muss mich auf die Mannschaft konzentrieren, ich will mich auf die Arbeit konzentrieren. Das Ziel ist, dass wir gut Fußball spielen, dass wir uns verbessern, die Resultate kommen dann von alleine. Über ein Endresultat jetzt zu reden ist zu früh und es ist für mich überhaupt nicht interessant.

Man sagt oft, Fußball ist nur ein Spiel, aber wir wissen, dass er doch mehr bedeutet. Wie würdest du deine Beziehung zu diesem Sport bezeichnen, in den wir alle irgendwie verliebt sind, auch wenn er oft wegen der Auswüchse enttäuschend ist.

Fußball bedeutet für uns sehr viel, ja, es ist ein Teil von uns, wir brauchen ihn. Fußball steht für uns nicht nur für Spiel, für Sport oder für eine körperliche Betätigung, sondern er ist wirklich ein Teil des Lebens. Im Fußball spiegeln sich alle Höhen und Tiefen des Lebens wieder, mit allen aufregenden Gefühlen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns in der Sache nicht verlieren, sie zu ernst nehmen und zu übertreiben. Hier das Gleichgewicht zu finden ist eine Herausforderung.

Die Fussballfans sind die aller Verliebtesten. Obermais ist bekannt wegen der begeisterten und kreativen Fangemeinde. Jeden Sonntag kannst du sie hinter deiner “panchina” hören. Wie ist das für dich?

Auch hier ein sehr starkes Gefühl. Ich hab einen großen Respekt vor diesen vielen Leuten. Fan von F.C. Bayern oder von Juventus zu sein, ist leicht. Fan von Empoli oder Hoffenheim zu sein, ist schon schwieriger, aber Fan von F.C. Obermais und eine so große Leidenschaft zu zeigen ist wirklich bewundernswert. Auch für sie ist es nicht nur ein Spiel, auch für sie bedeutet es sehr viel. Sie investieren sehr viel, sie setzen sich sehr stark für die Sache ein, haben ihre Werte und vertreten diese Werte. Das ist sicherlich hervor zu heben und zu honorieren.

Zum Beispiel Ihre anti-rassistische Haltung die besonderes in diesen Zeiten sehr wichtig ist.

Genau. Das ist sehr wichtig und sie sind in dieser Beziehung Vorreiter, weil sie diese Haltung schon vertreten haben, lang bevor das Thema in aller Munde war. Und sie stehen treu zur Mannschaft seit Jahren, nicht nur in den fetten (Jahren). Die Treue und Ausdauer der F.C Obermais Fans in guten aber auch in schlechten Zeiten schätze ich sehr.

Wie bereitest du dich auf wichtige Spiele vor. Hast du bestimmte Rituale?

Da gibt es mehrere … Das wichtigste Spiel ist das nächste und deshalb sind alle Spiele wichtig.

Dank deiner Erfolge wissen wir, dass du mit Siegen gut umgehen kannst, gelingt es dir mit Niederlagen, mit den verlorenen Spielen auch so gut?

Schwierige Frage. Gewinnen ist viel leichter als Verlieren. Aber jeder Sportsmann weiß, dass man nicht immer gewinnen kann. Ich habe auch diese Erfahrung gemacht… sie mit dem Kopf zu verstehen ist eine Sache, aber mit den negativen Gefühlen umzugehen ist sehr viel schwieriger. Diese Erfahrungen sind ein Lernprozess. Und hier kehre ich zur Aussage am Anfang unseres Gespräches zurück, dass Fußball ein Sinnbild des Lebens ist und ergänze nun, dass Fußball auch eine wichtige Lebensschule ist. Auch im Leben kann man nicht nur gewinnen.

Zum Abschluss noch eine Frage zum “Guten Trainer” . Welche Fähigkeiten muss ein solcher haben. Muss er viel von Fußball verstehen?

Selbstverständlich muss ein Trainer viel von Fußball verstehen, aber er darf nicht nur vom Fußball verstehen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass ein Trainer immer versuchen muss Gleichgewicht zu schaffen und das in mehrdimensionaler Hinsicht, nicht nur im Fußball …. Verteidigung-Abwehr, Taktik- Strategie… sondern in jeder Hinsicht, in der Gruppe… alt-jung, erfahren-unerfahren, Gefühl-Verstand… die menschliche Komponente spielt eine sehr große Rolle. Ich wiederhole, man muss versuchen immer das Gleichgewicht zwischen diesen Komponenten zu finden. Wenn man nicht ausgeglichen ist, dann tut man sich sehr schwer diese Arbeit zu machen. Aber natürlich das Technische ist sehr wichtig. Du brauchst diese Ausgeglichenheit und auch die technische Kompetenz. Einfach gesagt, der Trainer muss auf alle Ebenen „glaubwürdig“ sein und das ist nicht leicht, … eine schöne Herausforderung.

Eine andere Frage wäre jene nach den Qualitäten der Partnerin des “guten Trainers” zu stellen, aber das ist eine andere Geschichte, und wäre auch nicht an dich zu stellen, ….danke.